Kartons, Chaos, Kürmel (wie der Solinger sagt), überall Zeug, ein Berg von Dingen, die noch auf der To Do Liste stehen. Ich bin genervt! Seit Wochen befinde ich mich im Wahnzustand! Es reicht mir!
Kurz zum Hintergrund: Wir ziehen in einer Woche um, verlassen die Heimat Solingen und wagen in Köln das Abenteuer Großstadt.
Das ist der siebte Umzug in meinem Leben, gefühlt ist es der Aufregendste. Wir freuen uns ein Loch in den Bauch, sind gespannt auf die Domstadt, können den Umzugstermin kaum abwarten, heute finde ich es aber alles ätzend. Mit diesem Gefühl im Bauch überlege ich wieso. Was verdirbt mir denn die Laune? Eigentlich liege ich mit der Vorbereitung gut im Rennen. Der Keller (und das war die schlimmste Aufgabe) ist komplett sortiert und verpackt. Ich habe jedes Teil angefasst, geprüft und entweder verschenkt, verkauft, in eine Kiste gelegt oder entsorgt. Für die Vorbereitung habe ich mir viel Zeit eingeräumt. Ich weiß, wo jedes Teil im neuen Zuhause seinen Platz finden wird. Auch die Problematik mit den Schrägen und somit keine Chance einen Kleiderschrank aufzustellen, haben wir erfolgreich gelöst. Wo kommt also das Genervte her?
Ich habe mich schon mal so gefühlt. Am Ende meiner Schwangerschaft. Da hatte ich auch die Nase voll. Dicke, geschwollene Füße, keine Nacht mehr durchgeschlafen, weil der Bauch immer im Weg war, Treppen steigen erinnerte an die Besteigung des Mount Everest und es drängte sich der Wunsch auf, meinen Körper wieder für mich zu haben.
Hat uns das Leben mit einem Sensor ausgestattet, der uns zum Ende einer Gegebenheit bewusst genervt werden lässt? Ist es Absicht, dass die schlechte Laune uns aufs Loslassen vorbereitet? Ich war sehr gerne schwanger, hatte keine wirklichen Probleme und habe mich wohlgefühlt. Bis auf die letzten Wochen. Interessanterweise verschwand mit der Grummelei auch die Angst vor der Geburt. Ich wollte das Baby einfach raushaben, egal wie. Ein toller Mechanismus, der da in uns eingebaut ist.
Unser Körper sorgt immer wieder fürs Gleichgewicht. Genervt versus Angst. Genervt versus ?
Was ist es beim Thema Umzug, was ausgeglichen werden muss? Kaum steht die Frage geschrieben vor mir, taucht im Kopf die Antwort auf. Traurigkeit.
In den letzten Tagen ist mir häufiger bewusst geworden, dass ich bestimmte Dinge jetzt zum letzten Mal tue. Meinen Sohn zum Training fahren zum Beispiel. Er wird auch in Köln wieder Basketball spielen, aber den gewohnten Weg zur Halle werde ich nicht mehr nehmen. Meinen Sitz im Vorstand vom Verein habe ich abgegeben und mich aus der Gruppe verabschiedet. Manches ist jetzt endgültig vorbei. Ich will nicht traurig sein, ich möchte die Vorfreude zurück! Es dauert noch eine Woche, also noch sieben Tage, um Dinge zum letzten Mal zu machen. Deswegen bin ich genervt! Ich will es hinter mir haben und das Neue genießen.
Da drängen sich schon die nächsten Fragen auf: Kann ich das Neue denn genießen, wenn ich das Alte nicht richtig loslasse? Gehört Traurigkeit zum Loslassen einfach dazu? Und wieso gestatte ich mir das Gefühl nicht, akzeptiere, dass es da ist und lebe es kurz? Weil es weh tut und wir wollen nichts, was schmerzt.
Ich atme durch, greife in meine Kraftbox und schüttel sie. Irgendwas wird gegen das genervte Gefühl doch rausfallen? Das tut es! Ich bequatsche mit meiner langjährigen Freundin die ganze Situation. Sobald ich die negativen Emotionen ausspreche, verlieren sie an Macht. Danach geht es mir besser! Manchmal hilft es einfach mal drüber zu reden und dankbar für die aufkommenden Gefühle zu sein. Sie bereiten etwas Neues vor und das wird sicher wundervoll werden! In der nächsten Woche wird das genervte Gefühl vielleicht wieder auftauchen. Gut, dass ich die Mädels schon vorgewarnt habe!
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